Akronym für Antifaschistische Aktion und Oberbegriff für verschiedene, meist eher locker organisierte, autonome Strömungen der linken bis linksextremen Szene. Bekämpfen Neonazismus, Faschismus, Antisemitismus, Rassismus und Geschichtsrevisionismus aktiv.
Abneigung oder Anfeindungen gegenüber Jüdinnen und Juden, die als einheitliche «Rasse» konstruiert und wahrgenommen werden. Merkmale des Antisemitismus sind die Vorstellung einer «jüdischen Weltverschwörung» und der Umstand, dass «die Juden» als Sündenböcke für soziale, politische und gesellschaftliche Übel herhalten. Antisemitisches Gedankengut wird unabhängig vom realen Kontext mit Bildern und Argumenten gefüllt und in unterschiedlichen politischen Situationen für den jeweiligen Zweck instrumentalisiert und missbraucht. Antisemitismus hat somit unterschiedliche Erscheinungsformen und funktioniert unabhängig vom Verhalten jüdischer Menschen. Er ist eine Projektion derjenigen, die antisemitisch eingestellt sind.
Bezeichnet analog zum Begriff Antisemitismus die Feindseligkeit gegenüber Fahrenden sowie Personen, welche von Roma, Sinti oder Jenischen abstammen und stellt damit eine Form von Rassismus dar. Über die Stigmatisierung dieser Gruppen hinaus geht es um Formen gesellschaftlicher und struktureller Ausgrenzung, welche bis hin zu Vertreibung, Progromen, Internierung, Zwangssterilisierungen und Vernichtung reichen können. Weil die Bezeichnung die abwertende Fremdbezeichnung «Zigeuner» enthält und somit einen rassistischen Begriff tradiert, ist der Begriff des Gadjé-Rassismus, welcher vor allem von Roma selbst verwendet wird, zu bevorzugen wäre, doch ist dieser in der Regel noch wenig bekannt.
Prozess, durch welchen eine Person allmählich oder abrupt aufhört, eine gewalttätige extremistische Bewegung zu unterstützen, sie aus eigenem Willen verlässt und sich von ihr absetzt respektive abgrenzt.
Hinwirken auf die Distanzierung radikalisierter Personen von extremistischen Positionen, Einstellungen, Ausdrucksformen und Gruppierungen sowie auf die Abwendung von gewaltbereitem Verhalten. Auch Disengagement genannt.
Militante extremistische Strömung des sunnitischen Islamismus salafistischer Ausprägung. Strebt den Wiederaufstieg des «Urislam» und die Errichtung eines islamischen Staats oder Kalifats an. Das islamische Konzept des Dschihads wird als Verteidigung des Islams gegen Ungläubige interpretiert, zu denen auch Musliminnen und Muslime abweichender Glaubensrichtungen gezählt werden.
Entspringt meist innerstaatlichen, ethnopolitischen Auseinandersetzungen, bei welchen ethnische Dimensionen (Kultur, Sprache, Identität und Abstammung) eine wichtige Rolle spielen, und die zur Mobilisierung gegen reale oder vermeintliche Bedrohungen der eigenen Gemeinschaft führen. Ursache für gewalttätige Konflikte dieser Art ist oft, dass die menschlichen Grundbedürfnisse der betroffenen Gemeinschaften (Überleben, Wohlergehen, Sicherheit, Identität, Freiheit, Selbstbestimmung und Partizipation) über einen längeren Zeitraum nicht oder nicht ausreichend befriedigt werden.
«Bestrebungen von Organisationen, welche die demokratischen und rechtsstaatlichen Grundlagen ablehnen und zum Erreichen ihrer Ziele Gewalttaten verüben, fördern oder befürworten» (Art. 19 Abs. 2 Ziff. e des Bundesgesetzes über den Nachrichtendienst).
Feindselige Haltung gegenüber Menschen anderer sozialer, religiöser und ethnischer Herkunft. Basiert auf der Ideologie der Ungleichwertigkeit.
Ausdrucksformen von Hass, die sich gegen einzelne Personen oder ganze Gruppen richten, diese beleidigen, ausgrenzen oder Gewalt gegen die Betroffenen auslösen. Meistens in Form von Kommentaren in sozialen Medien, Blogs oder auf Websites.
Sammelbegriff für verschiedene anarchistische und kommunistische Strömungen, welche die parlamentarische Demokratie und den Rechtsstaat ablehnen und mit Gewalteinsatz eine egalitäre Gesellschaft erwirken möchten. Im Unterschied dazu umfasst «Linksradikalismus» zwar ebenfalls radikale Positionen, welche sich aber im demokratischen Spektrum, das heisst vereinbar mit dem demokratischen Rechtsstaat, bewegen. Beim Linksextremismus findet sich ein exklusiver Erkenntnis- und ein dogmatischer Absolutheitsanspruch, verbunden mit dem Ziel, die Gesellschaft ganzheitlich zu kontrollieren und die herrschende Ordnung umzugestalten.
Ablehnende Haltung und Einstellung gegenüber Menschen, die sich als Musliminnen und Muslime bezeichnen oder von der Mehrheitsgesellschaft als solche wahrgenommen werden. Muslimfeindlichkeit wird zuweilen vermischt mit weiteren Komponenten der Ablehnung gegenüber Personen aus Herkunftsländern, die vom Islam oder einer patriarchalischen Gesellschaft geprägt sind.
Prävention von Radikalisierung und gewaltbereitem Extremismus ist eine langfristige Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Ihr Ziel ist, Abwertung und Diskriminierung von Menschen und Minderheitengruppen zu verhindern sowie der Ablehnung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit entgegenzuwirken. Gewaltbereitschaft zu erkennen und abzuwenden gelingt, wenn Fachpersonen auf Vorzeichen achten und heikle Situationen aktiv entschärfen. Jede und jeder, die oder der solche Anzeichen wahrnimmt, trägt eine Mitverantwortung dafür, schwere Gewalttaten zu verhindern. Die kantonalen Anlaufstellen stehen Sozialarbeitenden von Sozialdiensten sowie Fachpersonen, die mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten, für fachkundige Beratung und Rücksprachen zur Verfügung und können je nach Fragestellung auch an weitere spezifische Beratungsangebote verweisen. «Prävention» umfasst drei Dimensionen:
1. Primärprävention: Richtet sich an keine spezielle Zielgruppe, sondern an alle Menschen. Im Zentrum stehen Demokratieförderung, Vorurteilsabbau, Aufklärung bzgl. extremistischer Ideologien, Wissensvermittlung, Förderung von Sozialkompetenzen und die Bereitschaft zur Diskussion mit Andersdenkenden mit dem Ziel eines respektvollen, demokratiebejahenden Zusammenlebens.
2. Sekundärprävention: Früherkennung von Risikogruppen, insbesondere gefährdeter Jugendlicher und junger Erwachsenen und deren Umfeld. Eltern, Freundinnen und Freunde, Lehrmeisterinnen und -meister oder Lehrpersonen, welche in Beziehung zu den betroffenen jungen Menschen stehen, werden durch Beratung und Weiterbildung unterstützt und befähigt, Anzeichen von Radikalisierung frühzeitig zu erkennen und ihr entgegenzuwirken. Zur Sekundärprävention gehören auch spezifische Angebote für die Risikogruppe selber. Durch Erfahrungsberichte von Aussteigenden sollen sie zum Beispiel zur kritischen Auseinandersetzung mit Extremismus angeregt werden.
3. Tertiärprävention: Bereits radikalisierte Menschen werden zur Distanzierung von und zum Ausstieg aus der extremistischen Szene bewegt und darin unterstützt. Tertiärprävention umfasst auch Hilfsangebote für das familiäre Umfeld. Im Vordergrund steht, Eskalation und Gewalt zu vermeiden sowie die Deradikalisierung respektive das Disengagement der betroffenen Person und ihr Abwenden von gewaltbereiten Haltungen und Ideologien zu erwirken.
Vorwiegend junge, teilweise auch Männer im mittleren Erwachsenenalter, die sich im Umfeld von Fussball- oder Eishockeymatches Provokationen und Schlägereien mit rivalisierenden Gruppen oder Sicherheitskräften liefern. Hooligans kämpfen in der Regel nur gegen Gleichgesinnte, das heisst gegen andere Hooligans oder gewaltbereite Gruppierungen. Angriffe auf «normale» Zuschauende oder Fans verbietet ihr Ehrenkodex. Radikalen Fankulturen geht es oft um Gewaltfaszination und die Suche nach dem Adrenalinkick (Action Seeking), der bei den Zusammenstössen mit gegnerischen Fangruppen entsteht. Gleichzeitig stehen das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Inszenierung als zusammengeschweisste Gruppe im Zentrum. Dazu gehören der Schmuggel verbotener Gegenstände ins Stadion, Pyro-Stadionchoreographien und Strassenkampfstrategien, aber auch Verwüstungszüge durch Stadtviertel und Transportmittel. Die «Ultra-Bewegung» bezeichnete ursprünglich organisierte, fanatische Anhänger einer Fussballmannschaft. Mittlerweile gibt es aber auch in anderen Sportarten Ultra-Gruppen, die sich hinsichtlich Altersstruktur, Art der Unterstützung, politischen Überzeugungen und Akzeptanz von Gewalt voneinander unterscheiden und insgesamt eine heterogene Gruppe bilden.
Hinwendungsprozess, bei dem eine Person immer extremere politische, soziale oder religiöse Bestrebungen annimmt, allenfalls bis hin zum Einsatz von extremer Gewalt, um ihre Ziele zu erreichen.
Verknüpft rassistische fremdenfeindliche Ideologien sowie sexistische und homophobe Einstellungen mit Gewaltbejahung respektive Gewaltbereitschaft (strukturelle oder personelle Gewalt). Geht von der Ungleichwertigkeit von Menschen aus und richtet sich gegen Gruppen, die als minderwertig betrachteten werden. Rechtsextremistinnen und -extremisten anerkennen die allgemeinen Menschenrechte ebenso wenig wie den Rechtsstaat oder die parlamentarische Demokratie und befürworten autoritäre, nationalistische Politikstrukturen.
Wiederherstellung von sozialer, familiärer und gemeinschaftlicher Bindung und die positive Teilnahme an der Gesellschaft.
Religiöser Eifer. Geht so weit, dass der Absolutheitsanspruch der eigenen religiösen Überzeugung zur Intoleranz gegenüber jeder abweichenden Meinung führt. Äussert sich häufig im Bestreben, andere zu missionieren und von den eigenen Ansichten zu überzeugen. Jede Infragestellung, kritische Reflexion oder Argumentation wird kategorisch abgewehrt.
Ist die Selbstbezeichnung einer Volksgruppe, welche vor über 1000 Jahren aus dem Nordwesten Indiens nach Westen abwanderte. Eine Teilgruppe der Roma ist seit Jahrhunderten im deutschsprachigen mitteleuropäischen Raum beheimatet.
Wird oft unterteilt in die drei Kategorien „Puristen“, „politische Salafisten“ und „Dschihadisten“. Die Zuordnung richtet sich danach, auf welche Weise Salafistinnen und Salafisten ihre Ziele verwirklichen wollen: Puristinnen und Puristen verstehen ihre Religion vorwiegend als Privatangelegenheit und lehnen ein Aufbegehren gegen staatliche Autorität oder die Anwendung terroristischer Gewalt ab. Politische Salafistinnen und Salafisten betonen, Staat und Gesellschaft nach ihrem Verständnis des Islams umbauen zu wollen, verfolgen dieses Ziel jedoch mit legalen Mitteln und ohne Gewalt. Dschihadistinnen und Dschihadisten hingegen halten Gewalt für ein legitimes Mittel, um eine als „wahrhaftig“ betrachtete islamische Gesellschaft sowie den dazugehörigen Staat zu errichten.
Teilgruppe der europäischen Roma. Sie leben in Mittel- und Westeuropa sowie im nördlichen Italien. Im Französischen «Manouche» genannt.
«Bestrebungen zur Beeinflussung oder Veränderung der staatlichen Ordnung, die durch Begehung oder Androhung von schweren Straftaten oder mit der Verbreitung von Furcht und Schrecken verwirklicht oder begünstigt werden sollen» (Art. 19 Abs. 2 Ziff. a des Bundesgesetzes über den Nachrichtendienst). Dabei werden in der Regel politische, ideologische oder religiöse Ziele verfolgt. Terrorismus kann als Druckmittel dienen und soll Unsicherheit und Schrecken verbreiten respektive Sympathie und Unterstützungsbereitschaft erzeugen.
Während sich Tierschützerinnen und Tierschützer für eine vernünftige Zucht von Heim- und Nutztieren einsetzen oder die Jagd als Bestandsregulierung befürworten, lehnen Tierrechtlerinnen und -rechtler jegliche Nutzung von Tieren, die Heimtierhaltung und die Haltung von Tieren in Zoo oder Zirkus ab. Sie sprechen sich auch gegen den Einsatz von Tieren als Polizeipferde, Blindenhunde oder in der Therapie aus. Diese Haltungen werden dann zu einem extremistischen Phänomen, wenn Tierrechtlerinnen und -rechtler ihre Überzeugungen auch mittels illegaler Aktionen oder den Einsatz von Gewalt durchzusetzen versuchen. Dazu gehören Aktionen wie etwa, Tiere aus Pelztierzuchten zu befreien oder Schlachthöfe zu blockieren, die zu beabsichtigten oder unbeabsichtigten materiellen Schäden, Schäden am Menschen und anderen Beeinträchtigungen führen können (z.B. Bedrohung einheimischer Arten durch befreite exotische Tiere). Tierrechtlerinnen und -rechtler vermenschlichen Tiere, was sich an ihrem Vokabular wie „Insassen“, „Gefängnisse“ und „Mord“ oder an Vergleichen von Schlachthäusern und Massentierhaltung mit dem Holocaust zeigt.
Versuch, ein Ereignis oder einen Zustand durch eine Verschwörung einer konspirativen Gruppe zu erklären, die einen illegitimen Zweck verfolgt. Vertreterinnen und Vertreter von Verschwörungstheorien oder -mythen wehren sich gegen wissenschaftlich verifizier- oder falsifizierbare Aussagen oder eine kritische Prüfung ihrer Hypothesen. Dadurch entstehen alternative Realitäten, welche unter Umständen einen wahren Kern haben können, aber mit Reduktionen und Ideologie verknüpft und verbreitet werden.