Der «dschihadistische» oder «islamisch begründete Extremismus» (Synonyme) bezeichnet eine militante, extremistische Strömung. Dschihadistische Extremistinnen und -extremisten streben nach dem Wiederaufstieg eines «Urislam» und der Errichtung eines islamischen Gottesstaates oder Kalifats mit Hilfe militanter Mittel. Mit Konzepten wie «Dschihad» oder «Takfir» rechtfertigen sie die «Verteidigung» des Islams gegen Ungläubige. Ihr Kampf richtet sich ebenso gegen westliche Gesellschaften wie gegen Musliminnen und Muslime, die von ihrem Glauben bzw. Glaubensverständnis abweichen und anderen Lebensentwürfen nachgehen.
Dschihadistische Extremistinnen und Extremisten wollen den gesellschaftlichen und politischen Wandel, den sie anstreben, mit Gewalt erreichen. Terroristische Anschläge sehen sie als zentrales Mittel, um dieses Ziel zu erreichen und legitimieren sie mittels religiöser Begründungen. Es gibt unterschiedliche Positionen zur Frage, ob der dschihadistische Extremismus im Islam angelegt ist. Das heisst, ob Religiosität im Dschihadistischen Islamismus tatsächlich eine zentrale Rolle spielt, oder ob es sich dabei um die Islamisierung einer Radikalität handelt. Im Fall der Islamisierung einer Radikalität würde es sich um eine «aufgesetzte» Religiosität handeln. Für letztgenannte These spricht, dass gewalttätige Extremistinnen und Extremisten den Koran zum Teil nur bruchstückhaft kennen und ihr Handeln wenig differenziert mit dem Islam begründen können1.
- 1 Dziri, Bacem & Kiefer, Michael (2018). «Baqiyya im Lego-Islam» Anmerkungen zu den Whatsapp-Protokollen der «Ansaar Al Khilafat Al Islamiyya» aus einer islamwissenschaftlichen Perspektive, S.24. In: M.Kiefer et al. (Hrsg.), «Lasset uns in sha’a Allah ein Plan machen.» Fallgestützte Analyse der Radikalisierung einer WhatsApp-Gruppe. Wiesbaden: Springer VS. S. 23-57.